14. Mai 2024
Müdigkeit oder Mattheit, Herzstolpern, Herzrasen oder Schwindel, aber auch kurzzeitiger Bewusstseinsverlust – all dies können Anzeichen für Herzrhythmusstörungen sein. Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das so genannte Vorhofflimmern. „Das Vorhofflimmern unterdrückt die reguläre Tätigkeit des Sinusknotens, dem Taktgeber des Herzens. Die chaotischen Signale der Vorhöfe werden arrhythmisch auf die Herzkammern übergeleitet, teilweise mit 120 Schläge pro Minute und mehr. Die Pumpleistung des Herzens wird dadurch erschwert und die Organe werden nicht mehr so gut versorgt“, erklärt Dr. Christian Heer, Chefarzt der Fachabteilung für Kardiologie. Auch wenn das Vorhofflimmern nicht unmittelbar lebensbedrohlich ist, ist eine Behandlung dringend notwendig. Unbehandelt führt Vorhofflimmern durch die Bildung von Blutgerinnseln sowohl zu einer erhöhten Schlaganfallgefahr als auch zu einer ständigen Überlastung es Herzens, was in einer Herzschwäche münden kann.
Bei der Entstehung von Vorhofflimmern spielen die Lungenvenen (Pulmonalvenen) eine entscheidende Rolle. „Mit der Pulmonalvenenisolation haben wir nun eine Therapieoption, mit der wir Betroffene dauerhaft und effektiv behandeln können. Im Rahmen des Eingriffs wird das für die Rhythmusstörungen verantwortliche Gewebe durch Kälteeinwirkung verödet und somit die Weiterleitung der störenden elektrischen Impulse an die Vorhöfe verhindert“, so der erfahrene Kardiologe Dr. Heer. Als Chefarzt ist er insbesondere als Spezialist für die interventionelle Kardiologie verantwortlich, während sein Kollege Dr. Söhnke Theiß das Gebiet der konservativen Kardiologie betreut.
Der Eingriff wird im Herzkatheterlabor des Schaumburger Klinikums durchgeführt und dauert ca. eine Stunde. Patient:innen erhalten eine schonende, leichte Narkose. Über die Leistenvene werden nach örtlicher Betäubung flexible Katheter zum Herzen vorgebracht und an bestimmten Stellen positioniert. Ein Katheter leitet während der gesamten Untersuchung ein Elektrokardiogramm (EKG) direkt aus dem Herzen ab, über welches der Herzrhythmus kontinuierlich überwacht werden kann. Ein weiterer Katheter erreicht über die Vorkammerscheidewand die Pulmonalvenen. Der Kälteballon wird über diesen Katheter gezielt in der vorgesehenen Pulmonalvene platziert. Der Ballon wird mit Stickstoffmonoxid, als flüssiges Kühlmittel befüllt, das anliegende Gewebe heruntergekühlt und verödet, sodass die elektrische Leitfähigkeit verloren geht. Dieser Vorgang wird an allen vier Pulmonalvenen durchgeführt. Nach weiteren Kontrollen des Herzrhythmus wird die Untersuchung beendet und die Katheter entfernt. Eine Nachblutung aus den Punktionsstellen wird durch einen Druckverband verhindert. Die Nachüberwachung erfolgt auf der Intermediate Care Station des Schaumburger Klinikums, einem Teil der Intensivstation. Nach der Pulmonalvenenisolation sollten sich Patient:innen für ca. vier Wochen schonen, d.h. nur moderat körperlich belasten.
„Ich freue mich, dass wir bereits nach so kurzer Zeit schon unser Behandlungs- und Leistungsspektrum erfolgreich erweitern konnten. Mit der Pulmonalvenenisolation bieten wir betroffenen Patient:innen eine gute Therapieoption, um das Vorhofflimmern dauerhaft zu behandeln“, sagt. Dr. Christian Heer. Inwiefern eine Pulmonalvenenisolation für betroffene Patient:innen in Frage kommt, kann in der Rhythmussprechstunde des Schaumburger Klinikums geklärt werden. Hierfür benötigen Patient:innen eine entsprechende fachärztliche Überweisung. Für den Eingriff selbst ist eine Krankenhauseinweisung eines niedergelassenen Haus- oder Facharztes notwendig. Alle Terminanfragen sind zunächst an das Chefarztsekretariat (T (05724) 95 80 – 51 05) zu richten.