Der Gesamtkörperkreislauf besteht aus der zentralen Pumpe, unserem Herzen, welche das Blut durch den Körperkreislauf der Gefäße mit jedem Herzschlag pumpt. Die Adern, die vom Herzen her mit frisch von Sauerstoff versorgtem Blut in die Organe, Kopf, Arme, Eingeweide führen, nennt man Schlagadern (=Arterien). Durch diese wird mit sehr hohem Druck das sauerstoff- und nährstoffreiche Blut in das Gewebe zur Ernährung gepumpt. Aus dem Gewebe sammeln andere Adern, die sogenannten Venen, das Blut wieder ein und bringen es zum Herzen zurück. In diesen Adern herrscht kein hoher Druck und die Pumpfunktion des Herzens kommt hier nicht mehr an. In den Venen wird das sauerstoffarme und nährstoffarme, aber mit Abfallprodukten beladene Blut zum Herzen zurück transportiert um dort wieder frisch mit Sauerstoff aufgesättigt und mit Nährstoffen im Magen- und Darmtrakt aufgeladen zu werden.
An den Beinen unterscheiden wir zwischen einem tiefen und einem oberflächlichen Beinvenensystem. Zwischen diesen beiden gibt es Verbindungsvenen, die sogenannten Perforansvenen.
Tiefes Beinvenensystem:
Der größte Teil des Blutrückstromes zum Herzen, ca. 90 bis 95 % wird über das tiefe Beinvenensystem gefördert. Dieses System liegt in der Mitte zentral in der Tiefe der Beinmuskulatur und ist von Muskeln und Faszien und einem flächigen Bindegewebe umgeben. Die tiefen Venen ziehen parallel zu den tiefen Schlagadern durch das Gewebe, dicht an dicht, wobei die Schlagadern (Arterien) meist einzeln, als Hauptstrang vorliegen, die Venen häufig gedoppelt parallel verlaufen. Die großen tiefen Beinvenen bilden am Unterschenkel drei Paare (V. tibialis anterior, V. tibialis posterior und V. fibularis, jeweils als Paar).
Diese 3 Paar Unterschenkelvenen und die kräftigen Vene, direkt aus der Unterschenkelmuskulatur (Muskelvenen/Soleusvenen), münden zusammen in eine oder zwei kräftige Venen in der Kniekehle (V. poplitea). Diese Knievene setzt sich direkt in den Oberschenkel fort und verläuft hier meist als eine große tiefe Vene, manchmal gedoppelt (V. femoralis) über die große Leistenvene hin bis sie im Unterbauch zur Beckenvene wird, sie ist immer nur einzeln ausgebildet.
Während die Unterschenkelvenen noch einen Durchmesser von 2 bis 3 mm aufweisen, ist die Knievene ca. 6 bis 7 mm stark, die Oberschenkelvene ca. 1 cm und die Beckenvene über 1,5 cm im Durchmesser. Das Blut der beiden Beckenvenen vom rechten als auch linken Bein wird dann zusammen in die untere Hohlvene geführt, welche dann direkt mit den Verbindungsvenen der Eingeweiden, der Leber zum Herzen verläuft und im rechten Herzvorhof mündet.
Oberflächliche Beinvenen:
Nur ein kleiner Teil des venösen Blutrückflusses wird vom oberflächlichen Beinvenensystem übernommen. Dieses ist weniger als 10 %. Die oberflächlichen Venen verlaufen im Fettgewebe oder dicht unter der Haut immer oberhalb der Muskulatur und auf der Muskelfaszie.
Dieses Venensystem ist sehr verzweigt und besteht aus vielen kleinen Venen, die - wie Verästelungen eines Baumes - in einem oberflächlichen Hauptvenenstamm an der Oberschenkelinnenseite, die sogenannte große Rosenvene, V. saphena magna und im Bereich der Wade in die kleine Rosenvene, V. saphena parva münden. Diese oberflächlichen Stammvenen (V. saphena magna und parva) münden in das tiefe Venensystem. Die kleinere dabei im Bereich der Kniekehle in die Knievene, die größere im Bereich der Leiste in die tiefe Leistenvene.
Verbindungsvenen:
Zwischen diesem tiefen und oberflächlichen Venensystem verlaufen kurze Verbindungsvenen, die sogenannten Perforansvenen. Sie durchqueren die Muskelfaszie und die Muskulatur vom oberflächlichen zum tiefen Venensystem. Diese Perforansvenen haben Venenklappen damit der Blutfluss nach Möglichkeit nur von der oberflächlichen in Richtung tiefes Venensystem erfolgt.
Funktionsweise der Beinvenen durch Venenklappen und Muskelpumpe:
Im Venensystem des Menschen müssen täglich ca. 7.000 l Blut gepumpt und transportiert werden. Diese vielen Liter muss auch das Venensystem transportieren. Es handelt sich dabei um sauerstoffarmes, verbrauchtes Blut, welches zurück zum Herzen muss.
Der Zustrom durch die Schlagadern/Arterien wird durch die kräftige muskuläre Pumpfunktion des Herzens durchgeführt. Der Rückstrom des Blutes zum Herzen muss aber gegen die Schwerkraft aus den Beinen hoch über fast 1,5 m zum Herzen erfolgen. Das Blut kann hier nicht von selbst hoch fließen „bergauf fließen“, da wir überwiegend stehen und sitzen. Lediglich im Liegen kann das Blut leicht und locker, fast „bergab“ aus den Beinen zum Herzen fließen - ohne großen Widerstand.
In der Regel ist es aber im Stehen und beim Gehen so, dass das Blut der Venen aus den Beinen in Richtung Herz gepumpt werden muss. Da das Herz für diesen Weg nicht zuständig ist, wird das Blut durch die sogenannte Wadenmuskel- und Oberschenkelmuskelpumpe bewegt. Diese Pumpen funktionieren durch die Bewegung der Muskulatur: Durch Anspannen der Muskeln, die durch ihre Spannung und Verformung immer wieder die Venen zusammen drücken, so dass die Venen „ausgequetscht“ werden und das Blut sich im Venensystem in Richtung Herz, aber auch in Richtung „abwärts“ mit bewegt. Damit das Blut aber nur in die richtige Richtung fließen kann -nämlich zum Herzen ! - hat das Venensystem auf allen Etagen viele Venenklappen. Diese Venenklappen wirken wie Schleusen, die den Blutfluss nur in eine Richtung, nämlich zum Herzen hin, zu lassen. Sie verhindern, nachdem das Blut in Richtung Herz ein paar Zentimeter bewegt, bzw. gepumpt wurde, wieder zurück ins Bein versackt. Bei dieser Funktion ist die Kombination aus Muskelpumpfunktion auf die Venen und guter Funktion der Venenklappen wichtig –und auch dass die Venen selbst aus einem guten, elastischen Gefäßschlauch bestehen, der sich etwas dehnen und auch wieder zusammen ziehen kann. Stehen Venen unter hohem Druck, können sie „aufgeweitet“ werden. Sind zu bindegewebsschwach und leiern aus, können sie wie ein alter, aufgeweiteter Fahrradschlauch dick werden (ein Beispiel hierfür sind Krampfadern).
Die häufigste Erkrankung des Venensystems betrifft die oberflächlichen Venen und ist eine Erweiterung (= Krampfaderbildung, Varikosis, Varizen). Sie zeigt sich meist als harmlose bläuliche Schlängelung der Venen unter der Haut, manchmal etwas tiefer im Fettgewebe und kann von sehr kleinen bis hin zu fingerdicken, wurstförmig verlaufenden Venensträngen reichen.
Frauen leiden häufiger an Krampfadern als Männer aufgrund ihrer Anlage zu Bindegewebsmangel als auch aufgrund der hormonellen Faktoren, Schwangerschaften, etc., die zu vermehrten Krampfaderbildung beitragen.
Krampfadern an den Beinen haben ca. 20 % der erwachsenen Personen in Deutschland, meist nur leichte Veränderungen ohne größere Beschwerden. Dabei betrifft es die Frauen 3 x häufiger als die Männer. Krampfadern können schon bereits in der Jugend auftreten mit unter 20 Jahren, haben aber einen Erkrankungsmaximum zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Viele Krampfaderbildungen machen keinerlei Beschwerden, können aber bei fortschreitendem Befund zur Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) besonders an den Unterschenkeln und Füßen führen.
Weiterhin treten Stauungsbeschwerden, Spannungsgefühl, schwere Beine, besonders bei langem Stehen auf. Hin und wieder kommt es zu Juckreiz an den Beinen, Stauungsekzeme, können sich ausbilden. Venenentzündungen bis hin zu offenen Hautgeschwüren (Ulzerationen) können auftreten. Hin und wieder kann es bei leichten Verletzungen auch zu Blutungen aus den Krampfadern kommen.
Die kleinsten Erweiterungen häufig sehr bunt, rot, bläulich, wie ein Spinnennetz verlaufend, sind sogenannte Besenreiser. Es sind feinste erweiterte Äderchen, die in der Regel sehr oberflächlich, fast in der Haut liegen. Sie sind nur ein ästhetisches Problem und haben keine nennenswerte krankhafte Bedeutung, verursachen auch keinerlei Beschwerden. Eine Therapie ist nur aus optisch-kosmetischen Gründen empfehlenswert und besteht in einer Verödung oder Laserung.
Größere Krampfadern sind erweiterte geschlängelte Venen im Fettgewebe, also Erweiterung des oberflächlichen Venensystems, bei denen es durch die Erweiterung und Bindegewebsschwäche in den Venen zum Blutrückstau kommt und die Venenklappenfunktion durch das „Ausleiern“ der Venenwand nicht mehr gewährleistet ist. Dadurch wird das Blut aus den oberflächlichen Venen nicht mehr adäquat heraus gepumpt, es versackt in den erweiterten Venen; bei fehlender Klappenfunktion ist es im Stehen und Sitzen, aber selbst beim Laufen, erheblich erschwert, das Blut aus den oberflächlichen Krampfadern Richtung tiefes Venensystem und Herz heraus zu bekommen (chronischer Blutstau in den Adern). Zu den Ursachen für Krampfaderbildung gehört eine gewisse Anlage zur Bindegewebsschwäche, die auch eine gewisse erbliche Komponente hat, sie liegt bei etwa maximal 20 % der Betroffenen vor.
Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht, weibliche Hormone, Östrogene, da sie das Bindegewebe erschlaffen lassen, dementsprechend gehört häufig auch die Schwangerschaft dazu, Bewegungsmangel und mangelhafter Einsatz der Muskelpumpe durch zu langes Stehen.
Venenentzündungen entstehen in der Regel durch eine Verklumpung des Blutes in den erweiterten Krampfadern. Hier bildet sich durch den mangelnden Fluss des sich absetzenden Blutes ein Blutgerinnsel und verstopft die Krampfader. Das Gerinnsel führt zu einer schmerzhaften Verdickung der Vene, die man auch tasten kann. Häufig ist der Bezirk zudem verdickt, hart, bei Berührung schmerzhaft und gerötet.
Eine solche Venenentzündung ist in der Regel frei von Bakterien, also eine sogenannte aseptische Entzündungsreaktion des Körpers, der „nur“ auf diesen Blutklumpen in der Vene reagiert. Der Körper versucht diesen Blutklumpen im Laufe von Wochen abzubauen (Resorption). Die Vene selbst ist danach in der Regel zerstört und wird nach Abbauen des Blutgerinsels durch den Körper selbst mit aufgelöst. Eine solche Venenentzündung wird auch oft oberflächliche Thrombose genannt, obwohl sie viel harmonischer und ungefährlicher ist als eine sogenannte tiefliegende Thrombose.